Rückwärtsgehen – eine Übung für Körper und Geist

Rückwärtsgehen – eine Übung für Körper und Geist

Als ich für einen Artikel in einem Hundemagazin recherchierte, kam ich auf das Thema des Rückwärtsgehens, durch das der Hund sehr gut trainiert werden soll. Was vor allem in der Zeit der Coronageschichte wichtig war, als unsere Bewegungsfreiheit ziemlich eingeschränkt war. „Was gut für den Hund ist, ist bestimmt auch gut für uns Menschen“, dachte ich mir.

Ja, ich recherchierte weiter und siehe da, das Rückwärtsgehen birgt tatsächlich auch ganz viel Gesundheitspotenzial für uns Menschen! Gleich habe ich es ausprobiert, es braucht einiges an Übung. Gut ist es auch, langsam zu beginnen, den Körper und unseren Geist langsam, Schritt für Schritt an dieses neue Bewegungsmuster zu gewöhnen.

Denn unser Geist und unser Körper sind es gewohnt, dass wir uns vorwärts bewegen. Ohne dass wir dabei groß nachdenken müssen. Automatisch bewegen wir uns vorwärts fort.

Challenge Andersdenken

Unsere Gehirnzellen bekommen nun eine Aufgabe, einen Kick. Denn Rückwärtsgehen funktioniert anders als das „normale“ Gehen, das wir automatisch machen. Die wunderbare Übung für unsere Koordination, unser Gleichgewicht und unsere Haltung ist zugleich sehr gut für unsere Wirbelsäule.

1978 begann der Franzose Christian Grollé, sich mit dem Rückwärtslaufen zu beschäftigen. Die spezielle Körpererfahrung bedeutet einen Ausgleich und eine Abwechslung für die Muskulatur, die Gelenke und das Gehirn. Der Bewegungsablauf wird umgedreht, dadurch müssen wir komplett umdenken und unsere rechte Gehirnhälfte wird aktiviert. Auf diese Weise werden deine Sinne geschärft und dein Körpergefühl wird verbessert.

Deine Aufmerksamkeit und deine Konzentration erhöhen sich beim Rückwärtslaufen, gleichzeitig arbeiten beide Gehirnhälften, sodass sich die Gehirndurchblutung verbessert. Neue Verbindungen (Synapsen) entstehen zwischen einzelnen Gehirnzellen, die helfen, degenerative Erkrankungen im Alter wie etwa Alzheimer vorzubeugen.

Auch muskuläre Dysbalancen werden reduziert oder gar vermieden, weil die Muskulatur, die beim normalen Gehen oder Laufen zu kurz kommt und zu wenig aktiviert wird, mehr beansprucht wird beim Rückwärtsbewegen.

Die positiven Auswirkungen des Rückwärtsgehens:

Rückwärtsgehen

  • verfeinert die Sinne und die Konzentrationsfähigkeit
  • verbessert die Koordination
  • kräftigt Beinmuskeln, die weniger beansprucht sind, ebenso die Hüft- und Wirbelsäulenmuskulatur
  • stärkt unser Körperbewusstsein und unser Herz
  • reduziert Schmerzen im unteren Rückenbereich und verbessert die Haltung
  • belastet weniger unsere Knie und schont sie dadurch
  • regt den Stoffwechsel und die rechte Gehirnhälfte an
  • steigert unsere Energie
  • ist lustig zu zweit

Für jedermann und jederfrau

Nicht nur jeder Läufer sollte Rückwärtsbewegungen einmal ausprobieren bzw. regelmäßig durchführen: Ob gehend oder laufend, bereichert diese Bewegungsform physiologisch, psychologisch, sportlich, spirituell und soziologisch sehr!

Üben lässt sich das Rückwärtsgehen am Sichersten auf einem Laufband, weil wir uns an den Handläufen abstützen bzw. festhalten können. Wenn jedoch geradlinige Strecken in freier Natur zur Verfügung stehen, die flach und frei von Hindernissen sind, wirkt das Sein in der Natur zusätzlich auf Körper, Geist und Seele.

Trainingsstart

Beginne ganz langsam, wirklich Schritt für Schritt und mit wenigen Metern. Steigere deine Geschwindigkeit langsam, aber stetig, ebenso die Distanzen, die du zurücklegst. Ab einer gewissen Schnelligkeit, sobald du diese erreicht hast, kannst du tatsächlich probieren, auch rückwärts zu laufen, wenn du das magst. Konzentriere dich dabei jedoch wirklich auf jeden Schritt und unterschätze deine eigene Geschwindigkeit nicht.

Dein Gehirn und dein Körper brauchen Zeit, um sich an die neuen Bewegungs- und Denkabläufe zu gewöhnen. Wir brauchen zu Beginn mehr Aufmerksamkeit und Konzentration, wodurch unser Körper und unser Geist rascher ermüden. Versuche auch, möglichst aufrecht zu gehen bzw. zu laufen. Trainiere am besten so, dass du abwechselnd vorwärts und rückwärts gehst oder läufst. Wenn du die Übung mit Freunden machst, könnt ihr abwechselnd rückwärtsgehen/-laufen und jeweils der andere kann dabei den Weg beschreiben, damit man sicher weiterkommt.

Selbst wenn du nur mit ein paar Metern anfängst, wirst du dies am Abend spüren. Steigere dich daher langsam und baue das Rückwärtsgehen regelmäßig in deinen Trainingsplan beim Gehen oder Laufen ein. Viel Spaß dabei!

Du kannst uns gerne über deine Erfahrungen mit dem Rückwärtsgehen. Schreib einen Kommentar – wir freuen uns darauf!

Atem

Atem

Im Atemholen sind zweierlei Gnaden:
Die Luft einziehen, sich ihrer entladen;
Jenes bedrängt, dieses erfrischt;
So wunderbar ist das Leben gemischt.
Du danke Gott, wenn er dich presst,
Und dank ihm, wenn er dich wieder entlässt.
Johann Wolfgang von Goethe

„Das Kraut des Internisten und das Messer des Chirurgen heilen von außen, der Atem heilt von innen“
Paracelsus

Das Wissen um die Wirkung des Atmens ist uralt. So werden im Orient und in Asien Atemübungen bereits seit mehr als 4000 Jahren praktiziert. In der Pharaonenzeit wurde dem Atem besondere Bedeutung beigemessen. Ägyptische Grabinschriften verweisen auf die „Heilkunst mit dem Atem“, die derjenigen mit „dem Messer“ oder mit „Pflanzensaft“ überlegen sei. Die Atmung galt dort nicht nur als „Königsweg“ zur Heilung, sondern auch als „Tor zur Innenwelt“, als Weg tiefer Selbsterfahrung.

Auch andere Hochkulturen, wie die der alten Griechen, wussten um die Bedeutung des Atems. Auf Griechisch gibt es die Begriffe Pneuma und Odem, die sowohl Atem als auch Geist bzw. Seele bedeuten.

Das Wunder Mensch – wir atmen ein, wir atmen aus.

Unser Atem bestimmt unser ganzes Leben. Wir werden geboren und machen unseren ersten Atemzug und wenn wir unseren letzten Atemzug tätigen, verlassen wir diese Welt. Zwischen diesen beiden Punkten atmen wir ein und aus, ca. 700 Mal pro Stunde. Mal mehr, mal weniger, je nachdem wie alt wir sind, wie unsere Kondition ist und wie unser Gemütszustand ist.
Unser Atem fließt beständig, unbewusst, ganz ohne unser Zutun. Unser Körper braucht dazu nicht unser Bewusstsein, denn wir atmen auch, wenn wir tief schlafen oder ohnmächtig sind. Wir müssen uns nicht damit beschäftigen, damit wir atmen. Wir tun es einfach.

Im Grunde genommen ist die Atmung ein chemischer Prozess: In der Lunge wird der eingeatmeten Luft Sauerstoff entzogen und ins Blut weitergegeben. Dieses transportiert es dann weiter zu den Organen, bis hin zur kleinsten Zelle. Kohlendioxid wird über die Lunge wieder ausgeatmet.

Der Sauerstoff, der bei der Einatmung aufgenommen wird, ist der Treibstoff, der alle wichtigen Prozesse unseres Körpers am Laufen hält: die Verwertung unserer Nahrung, unsere Gehirnleistung, Bewegung – das alles ist nur möglich, wenn unser Körper mit Sauerstoff versorgt wird. Jede noch so kleine Zelle braucht dieses Gas und würde nicht mehr richtig arbeiten, wenn sie zu wenig Sauerstoff erhalten würde. Das Fatale ist, dass wir Sauerstoff nicht speichern können. Wir müssen ihn permanent über die Atmung unserem Körper zuführen. Geschieht das nicht, sterben wir. Uns bleibt also nichts anderes übrig als Einatmen und Ausatmen – ein ganzes Leben lang.

Die Macht der Atmung

Unsere Atmung hat einen großen Einfluss auf unsere Gesundheit, viel größer, als wir ahnen. Tiefes Durchatmen hilft, bis zu 70% der über die Luft eingeatmeten Gifte auszuscheiden, ruhiges Atmen verhindert Blockaden, die durch starke Emotionen und erhöhte Anspannung entstehen. Richtiges Atmen aktiviert das Immunsystem und hilft dabei, den Blutdruck zu senken. Mit einer gezielten Bauchatmung kann man bis zu 75 Liter Luft aufnehmen und somit durch die bewusste Steuerung der Atmung positiven Einfluss auf Körper und Psyche nehmen.

Im Alltag und unter Stress vergessen wir aber meistens, richtig zu atmen. Oft atmen wir dann flacher und gepresster. So gelangen nur etwa 7 bis 10 Liter Luft über den Blutkreislauf zu den Organen. Bei Anspannung neigen wir außerdem dazu, zur Brust- oder Schulteratmung überzugehen. Dabei heben und senken wir nur leicht die Schultern oder den Brustkorb, der Bauch wölbt sich nach Innen. Die Folgen sind Kurzatmigkeit, Beklemmungen und eine schlechte Körperhaltung.

Was heißt „richtig atmen“?

Wie atmet man jetzt aber richtig? Richtig atmen heißt, die Atemluft ohne Anstrengung ganz in Bauch und Becken hineinströmen zu lassen. Gezielte Atemübungen können uns dabei unterstützen, unsere Atmungsmuskulatur zu stärken, sie sorgen auch dafür, dass unsere Konzentration verbessert wird und wir unsere körperlichen Leistungen steigern.

Wenn wir tief und entspannt einatmen, signalisieren wir unserem Körper „Keine Gefahr, alles ist gut!“. Stress wird vermindert, Emotionen kommen zur Ruhe und wir werden klarer im Kopf.

Yoga und Prana

Im Yoga hat Atmung eine ganz besondere Bedeutung. „Prana“ – die Substanz, die wir einatmen – ist die Urenergie, die die Lebensenergie des Menschen ist. Der Speicherort von Prana ist der Solarplexus (Sonnengeflecht). Mit den Übungen des Pranayama – der Atempraxis im Yoga – soll der Körper verstärkt mit Prana, der Lebenskraft, versorgt werden. Sie unterstützen dabei, das Nervensystem zu harmonisieren, das Atemvolumen zu vergrößern, den Puls und den Blutdruck zu senken und zu ganzheitlicher Entspannung und Harmonisierung des Nervensystems beizutragen.

Die yogischen Vollatmung besteht immer aus 4 Phasen

  • Einatmung
  • Pause
  • Ausatmung
  • Pause

Als Grundregel gilt, dass die Ausatmung immer länger sein soll als die Einatmung. Wesentlich ist, dass die Pausen bewusst gemacht und vor allem gehalten werden.

Atemübung zum Einschlafen.

Die Gedanken spielen im Kopf fangen, du wälzt dich von einer Seite zur anderen und kannst nicht einschlafen?
Diese Yoga-Atemübung hilft dir dabei, ruhiger zu werden und einzuschlafen:
Lege dich bequem auf den Rücken, deine Arme liegen entspannt neben deinem Körper und deine Handflächen zeigen nach oben. Deine Beine liegen hüftbreit, die Füße fallen nach außen. Schließe deine Augen und konzentriere dich auf deine Atmung.
Du atmest durch die Nase langsam tief ein. Beginne mit der Einatmung bei 1 und zähle bis 4. Atme aus und zähle wieder langsam bis 4. Einatmen – 1-2-3-4 – Ausatmen – 1-2-3-4. Wiederhole das fünfmal.

Jetzt verlängere die Ein- und Ausatmung und zähle bis 5. Wiederhole wieder fünfmal.
Spüre in deinen Körper hinein – wie fühlt es sich an?
In der nächsten Runde verlängere die Ein- und Ausatmung auf 6. Lass dabei deine Zunge sanft in den Zugengrund fallen, entspanne dein Kiefer und halte deine Augen geschlossen. Wiederhole fünfmal.
Danach atme normal weiter – falls du in der Zwischenzeit noch nicht eingeschlafen bist.

Wusstest du, dass das Singen von Liedern dich anregt, vollständig auszuatmen? Man kann nämlich nicht singen, ohne allmählich auszuatmen. Dabei werden Unreinheiten ausgeschieden, die Lungen geleert und freigemacht für einen neuen, unwillkürlichen Atemzug.

Born to run – Trail Running (Cross Trail)

Born to run – Trail Running (Cross Trail)

Wenn man einmal drinnen ist, im Laufen, dann läuft es im wahrsten Sinne des Wortes. Man ist im Flow und will kaum mehr aufhören. Ewig könnte man so weiterlaufen, atmen, sich spüren. Aber vergessen wir nicht, dass jeder einmal angefangen hat und aller Anfang ist nicht immer ganz so einfach. Und noch etwas: Selbst wenn Laufen nicht „deines“ ist, lies diesen Artikel trotzdem. Oder zumindest den Schluss, denn es gibt etwas, das sogar DICH betrifft!

Seit mindestens 25 Jahren laufe ich nun bereits und habe auch einmal klein angefangen. Ich kann mich noch gut erinnern, mit 15-20 Minuten habe ich begonnen und im Wald ist mir selbst mein untrainierter Vater davongelaufen, welche Schmach. Aber das hat mich motiviert und mein Steckenpferd war der Orientierungslauf, weil ich es liebe, im Wald zu sein. Im Gelände habe ich mich gut zurechtgefunden und es war zugleich aufregend, die Posten zu suchen und zu finden.

Nach und nach bin ich längere Strecken gelaufen. Unter einer Stunde laufen ging dann gar nicht mehr für mich, und das mehrmals die Woche. Weite Strecken bin ich gelaufen, einige Höhenmeter habe ich bezwungen, blieb in meiner Mitte, ging an meine Grenzen, war außer Puste und flitzte Berghänge talabwärts.

Vor einigen Jahren wurde bei einer Vorsorgeuntersuchung „zufällig“ – im Zuge eines Belastungs-EKGs – ein Herzklappenfehler bei mir entdeckt: „Einen Marathon sollten Sie nicht laufen!“, riet mir der untersuchende Kardiologe damals. Ein Traum zerplatzte. Gerne wäre ich den einen oder anderen Stadtmarathon gelaufen, die ganze Welt entdeckend.

Als ich mit meiner Tochter schwanger war, wurde im 6. Monat jeder Meter zur Qual, das Ziehen im Unterbauch beinahe unerträglich. Ich musste passen und mich vom Laufsport verabschieden. Und das mir, für die Laufen mittlerweile Leben bedeutete! Einige Jahre ging das nun so, die lauffreie Zeit, in den letzten beiden Jahren habe ich es doch auf 2-3 Mal Laufen im Jahr gebracht, war darauf jedoch nicht stolz, sondern bedauerte, dass ich es nicht mehr regelmäßig schaffe.

Im Frühjahr dieses Jahres stellten sich einige unangenehme Wehwehchen ein, die eine lange Reihe von nervenzehrenden Untersuchungen nach sich zogen. Ich wurde von Arzt zu Arzt, von Blutabnahme zu Blutabnahme geschickt. Ohne Ergebnis, mit dem ich etwas anfangen konnte. Eine befreundete Medizinerin, die das alles beobachtete und mich wirklich gut kennt, meinte, sie tippe auf chronisches Burn-out, Nebennierenrindeninsuffizienz. Na bumm.

Die Liste der Beschwerden und Symptome, die ich alle im Internet dazu fand, war meterlang und verwirrte mich mehr und mehr. Bis ich begann, auf mich und mein Herz, mein Bauchgefühl zu hören. „Entspann dich, alles ist gut. Tu dir etwas Gutes, Bewegung wäre fein, welche Bewegung, das weißt du: Geh wieder laufen, das hat dir immer so gut getan! Nimm dir Zeit für dich!“

Das waren Worte wie direkt aus dem Himmel, Balsam auf meiner Seele. Seit drei Monaten gehe ich nun wieder laufen, drei Mal pro Woche. Jedes Mal fühle ich mich leichter und schneller. Jedes Mal fühle ich mich besser, wie wenn ich schweben würde. Der erdige Boden unter meinen Füßen, die Düfte der Blumen am Wegesrand (beim Phlox und bei den Rosen muss ich jedes Mal stehen bleiben und daran riechen!), der Einfall des Sonnenlichtes… es ist himmlisch!

Beim Laufen geht es mir so unbeschreiblich gut:

  • Ich habe viele bunte Gedanken und Ideen, die ich danach gleich alle aufschreiben muss.
  • Ich fühle jede Zelle, jeden Muskel meines Körpers.
  • Mein Körper fühlt sich gut und leicht an.
  • Ich bin wieder energiegeladen.

Ab nun möchte ich das Laufen wirklich nicht mehr missen!

Hier habe ich ein paar Tipps für dich, wenn auch du dich (wieder) in deine Laufschuhe schwingen möchtest:

  • Denke daran, was Laufen Gutes mit dir macht: Wie du dich fühlst, wenn du gelaufen bist, wie das Laufen deine Beine in Form bringt, wie es dich zum Lächeln und dir Energie bringt.
  • Lege dir richtig gute Laufschuhe zu, mit denen dir Laufen noch mehr Spaß macht, weil du das Gefühl hast, zu schweben – eine gute Dämpfung ist Goldes wert und lohnt sich mehrfach!
  • Nimm dir Zeit für dich und wähle die Laufzeit (morgens oder abends), die dir persönlich gut tut und sich leicht einrichten lässt.
  • Fange langsam an, denn es soll dir ja Spaß machen! Verausgabe dich nicht gleich beim ersten Lauf! Laufe so lange, so lange du Freude daran hast! Und wenn es zu Beginn nur 10 Minuten sind – freue dich darüber!
  • Steigere dich ganz langsam, überfordere dich nicht.
  • Lege nach einem Lauftag eine Pause ein, laufe nicht gleich am nächsten Tag wieder.
  • Wenn es dir möglich ist, weil du in der Natur oder durch einen Park läufst, mache dazwischen ein paar auflockernde oder kräftigende Übungen: Springe wie ein Hampelmann, mache Kniebeugen oder sogar ein paar Yogaübungen.
  • Jeder Boden abseits von Asphalt ist weich und dämpft auf natürliche Art und Weise.
  • Achte auf deine Atmung: Atme länger aus als ein, du kannst ruhig mitzählen, etwa: 2 x einatmen, 3-4 x ausatmen. So bekommst du auch kein Seitenstechen.
  • Bleib dran und denke an die guten Gefühle, jedes Mal, wenn du eine Ausrede suchst oder einen inneren Schweinhund überwinden musst.

Laufen ist ein Lebenselixier. Man muss es nicht übertreiben. Man darf es genießen, jeden einzelnen Schritt. Man darf sich danach auch loben und bald einmal will man es nicht mehr missen. Gewöhne dich an das Ungewohnte und spüre, wie sich jede Zelle deines Körpers mit Energie und Glück füllt!

 

Es gibt Menschen, die nicht gerne laufen, das ist einfach so. Und die geben es auch offen und ehrlich zu und tun es auch nicht. Und es gibt Menschen, die sich einreden, sie müssten laufen, damit sie fit bleiben, schlank etc. Diese Menschen laufen trotzdem, aus genannten Gründen, obwohl es ihnen keinen Spaß macht – und: man sieht es ihnen an, dass sie nicht gerne laufen.

Was jedoch das Allerwichtigste ist an der ganzen Geschichte: Es soll Spaß machen! Es darf Spaß machen! Wenn du Spaß daran hast, ist die Wirkung vervielfacht! Du läufst plötzlich automatisch schneller, weiter, länger. Und du lächelst dabei. Denn du bist im FLOW! Alles an und in dir ist und kommt in Bewegung, auch deine Gedanken, deine Kreativität.

Wenn du jetzt tatsächlich keine Läuferin, kein Läufer bist, dann suche dir eine Bewegungsform, wo du im wahrsten Sinne des Wortes bewegt wirst, wo alles in dir drin in Bewegung kommt. Ob du nun tanzen gehst oder zum Zumba, Tennis spielst, Fußball oder auf Bäume kletterst, ob du schwimmen gehst oder in die Berge, durch den Wald spazierst oder Yoga machst. Damit löst du Dinge aus, die dir viel Gutes bringen. Auf allen Ebenen. Schau, dass du in Bewegung bleibst, so kommst du in deinen Flow! Viel Spaß!

 

Foto von Nathan Moore von Pexels

Der Weg am Wasser

Der Weg am Wasser

Der Weg am Wasser

Der Kneipp-Meditationsweg in St. Radegund

« Wasser! Es ist nicht so, dass man dich
             zum Leben braucht – DU bist das Leben! »

Antoine de Saint Exupéry

Am Fuße des Schöckls gelegen und knapp 15 km von Graz enfernt, findet man St. Radegund.  Der Ort war während der K & K Monarchie ein beliebter Kurort und berühmt für seine Quellen. So  wurde 1841 die „1. Kaltwasseranstalt“ der Steiermark errichtet, ab 1864 erreichte der Boom rund um Radegund seinen Höhepunkt. Besonders der ungarische Adel und das Großbürgertum liebten diesen Ort in der grünen Steiermark. Prachtvolle Villen entstanden und Spazierwege – sogenannte Quellenwege – wurden angelegt. 22 der mehr als 160 Quellen, die aus dem Schöckl entspringen, wurden architektonisch gefasst und mit Namen versehen. Mit dem Ende der Monarchie verlor der Kurort St. Radegund an Glanz und Bedeutung. Zwar gibt es nach wie vor ein Rehabilitationszentrum und eine Privatklinik, die glanzvollen Zeiten sind jedoch vorbei.

Spätsommer 2012. Ich habe mich auf den Weg gemacht, einer der Quellenwege zu gehen. Genauer gesagt den Kneipp-Meditationsweg. Von Graz kommend sehe ich schon von weitem den Schöckl. Mit seinen 1445 Metern ist der Hausberg der Grazer der höchste Berg im Grazer Umland. Am Himmel schweben Paragleiter, wie Raubvögel ziehen sie ihre Kreise. Ich kurve die steile Straße hinauf zum Ort und parke direkt beim Kurhaus
St. Radegund. Mein Weg führt mich zur Talstation der Schöcklbahn, denn dort beginnt der Kneippweg. Vorbei an den Villen, den Pensionen und Gasthäusern, deren Namen stumme Zeugen einer vergangene Zeit sind  – auch heute noch verköstigt das Gasthaus Budapest hungrige Kurgäste, Wanderer und Urlauber.

Talstation Schöcklbahn: Beide Parkplätze sind besetzt und noch immer kommen Ausflügler, die das sonnige Wochenende für eine Wanderung nutzen möchten. Aus einem Autobus aus Ungarn steigt eine Reisegruppe. Anscheinend wollen sie mit der Gondelbahn den Schöckl „erklimmen“. Ob sie wissen, dass St. Radegund während der K&K Monarchie bei ihren Landsleuten sehr beliebt war? Ein Paragleiter setzt zur Landung in der Wiese an und die nächste Gondel schwebt sanft in die Höhe. Hektik, lautes Rufen, das Brummen der Autos und das Surren der Drähte sind die dominierenden Geräusche. Ich überquere die Straße und sehe das erste Hinweisschild: Kneipp-Meditationsweg. Ich bin richtig.

Am Beginn des Weges ist ein sogenanntes Heilkunstwerk angelegt. Bernhard Haas, ein Landschaftskünstler, hat mit „Pflanze Mensch“ einen begehbaren Kräutergarten in Menschform geschaffen.  Das Interessante daran ist, dass die heilenden Kräuter genau dort gepflanzt wurden, wo sie wirken. Ich bestaune das Kunstwerk, im hohen Gras zirpen die Grillen und im nahen Wald höre ich das Klopfen eines Spechts.

Der Wald umfängt mich bereits nach ein paar Schritten mit seiner Kühle und seinen Gerüchen. Es riecht nach Pilzen, nach trockenem Laub, Tannennadeln. Der Lärm der Welt wird leiser und das Rauschen eines Baches, der ganz in der Nähe fließt, wird lauter. Das muss eine der Quellen sein. Waldklee formt grüne Inseln im braunen Laub, Wurzeln bilden geometrische Muster am Waldboden und Efeu rankt sich an den Baumstämmen hoch. Es sieht aus, als hätten manche Bäume grüne Mäntel übergezogen. Alles ist so grün, so still – und so friedlich.

Je weiter ich den Weg gehe, desto weniger Geräusche gibt es. Nicht weil der Wald alles schluckt, sondern weil ein Geräusch alle anderen übertönt: das Rauschen der Bäche. War es zu Beginn nur einer, sehe ich jetzt drei, die den Berg herunter fließen. Die Hektik der Welt, die Geräusche der Menschen sind mit einem Mal ganz weit weg. Mit jedem Schritt bekomme ich eine Ahnung meines eigenen Rhythmus – einatmen, ausatmen, ein Schritt nach dem anderen.

Die erste gefasste Quelle, die ich erreiche, ist die Desirée-Quelle. Ich trinke daraus, ihr Wasser schmeckt rein und frisch. Ihr wird nachgesagt, dass sie belebend auf die Nerven wirkt und da vor allem das vegetative Nervensystem positiv beeinflusst. Bevor ich weitergehe, nehme ich noch einen Schluck – es kann ja nicht schaden, wenn das Nervenkostüm gestärkt wird. Immer mehr Quellen kommen den Berg hinab, vereinigen sich zu einem Bach. Bienen und Hummeln schweben beinahe lautlos von Blüte zu Blüte. Johanniskraut, Enzian, Schafgarbe, Taubnesseln wachsen am Wegesrand.

Vorbei an einem Kraftort, an dem quadratische Steine zum Sitzen, Nachdenken und Meditieren einladen, komme ich zur Quelle der ungarischen Madonna. Dieses Bildnis der ungarischen Landespatronin ist ein Rest jener vergangenen Zeit, als ungarische Kurgäste zum Stammklientel Radegunds gehörten. Dieser Quelle sagt man nach, dass sie heilend auf Herz und Lunge wirkt. Der Platz lädt zum Rasten und Wahrnehmen ein. Es sind Blumen gepflanzt, eine Gießkanne zeugt davon, dass hier regelmäßig jemand vorbei kommt. Ein bunter Blumenstrauß im Becken der Quelle regt meine Phantasie an: Hat hier jemand um Heilung gebetet? Oder um ein Wunder? Vielleicht wollte sich jemand einfach nur bedanken für das Wunder Leben. Ich bin gefangen von diesem Ort und seiner friedvollen Ausstrahlung.

Zwei Spaziergängerinnen kommen mir entgegen – fröhlich grüßen sie mich und wandern weiter. Ich gehe bergab, vorbei an der Rosaquelle, die Erdung und Lebenskraft vermittelt, weiter zum Wunschstein. Man sagt dem Wunschstein nach, dass er Wünsche erfüllt. Ich hab es versucht: Draufsetzen, Augen zumachen und den Wunsch visualisieren. Noch warte ich auf die Wunscherfüllung, aber man muss auch Wünschen Zeit geben sich zu realisieren… Die hölzerne Duschanlage, gleich hinter dem Wunschstein soll gute Heilerfolge bringen. Aber Quellwasser mit einer gefühlten Temperatur von fünf Grad – brrrrr, das ist nicht meine Sache.

Trotzdem, ganz lässt mich die Idee vom Kneippen nicht los und so ziehe ich bei der Wassertretstelle kurz unterhalb des Wunschsteins die Schuhe aus und steige durch das eiskalte Wasser. Ordentlich treten, Knie hochziehen und ein paar Mal auf und ab gehen. Nach einer halben Minute – länger war es nicht – spüre ich meine Füße nicht mehr, ich fühle mein Herz klopfen und will nur mehr aus dem kalten Wasser. Füße an der Luft trocknen lassen und dann wieder ab in Socken und Schuhe. Nachdem das Kältegefühl nachgelassen hat, fühle ich mich frisch und belebt. Natürlich probiere ich auch den Armguss aus, das ist viel angenehmer – anscheinend bin ich auf den Armen nicht so kälteempfindlich.

Ich gehe am Bach entlang, der mit seinem Gurgeln und Glucksen nach wie vor die Geräuschkulisse bestimmt. Steinpyramiden stehen an seinen Rändern. Wer hat sie wohl aufschichtet? Spielende Kinder, Wanderer bei der Rast? Ich weiß es nicht. Diese Steinpyramiden wirken auf mich wie Denkmäler auf Zeit. Wenn der Bach das nächste Mal über seine Ufer steigt, wird er sie umwerfen und so Platz für Neues schaffen. Eigentlich ist es wie im Leben: Manchmal muss man Platz schaffen, um Neues kreieren zu können.

Plötzlich schrecke ich aus meinen Gedanken hoch, als neben mir ein Vogel aus dem Gebüsch hochfliegt. Es ist so, als ob er mich daran erinnern will, dass ich weitergehen soll. Vorbei an der Pollakquelle, vorbei an der Demelius-Quelle. Der Pollakquelle wird nachgesagt, dass sie für Kopf und Augen Heilung bringt. Ich habe gelesen, dass man, wenn man damit die Augen benetzt, besser sehen soll. Ich habe vergessen es auszuprobieren…

Und dann stehe ich wieder am Rande des Waldes. Vor mir eine Wiese mit den Blumen des Spätsommers, Obstbäume säumen den Weg, der mich zu meinem Auto bringt. Die Realität hat mich wieder. Und auch die
Geräusche des Alltags. Schon wenige Schritte nachdem ich dem Wald verlassen habe, hört man das ferne Rauschen der Autos. Aus einem Fenster höre ich Musik Wolken am Himmel verdecken das Blau und ein leichter Wind bringt die Blätter der Obstbäume zum Tanzen. Ich schaue hinauf zum Schöckl und sehe drei, vier, nein fünf Paragleiter. Sie drehen ihre Runden, es sieht aus wie ein himmlischer Tanz. Die Turmuhr der Kirche schlägt zwei Uhr. Es ist Zeit nach Hause zu fahren.