von Elisabeth Ornauer
Als ich für einen Artikel in einem Hundemagazin recherchierte, kam ich auf das Thema des Rückwärtsgehens, durch das der Hund sehr gut trainiert werden soll. Was vor allem in der Zeit der Coronageschichte wichtig war, als unsere Bewegungsfreiheit ziemlich eingeschränkt war. „Was gut für den Hund ist, ist bestimmt auch gut für uns Menschen“, dachte ich mir.
Ja, ich recherchierte weiter und siehe da, das Rückwärtsgehen birgt tatsächlich auch ganz viel Gesundheitspotenzial für uns Menschen! Gleich habe ich es ausprobiert, es braucht einiges an Übung. Gut ist es auch, langsam zu beginnen, den Körper und unseren Geist langsam, Schritt für Schritt an dieses neue Bewegungsmuster zu gewöhnen.
Denn unser Geist und unser Körper sind es gewohnt, dass wir uns vorwärts bewegen. Ohne dass wir dabei groß nachdenken müssen. Automatisch bewegen wir uns vorwärts fort.
Challenge Andersdenken
Unsere Gehirnzellen bekommen nun eine Aufgabe, einen Kick. Denn Rückwärtsgehen funktioniert anders als das „normale“ Gehen, das wir automatisch machen. Die wunderbare Übung für unsere Koordination, unser Gleichgewicht und unsere Haltung ist zugleich sehr gut für unsere Wirbelsäule.
1978 begann der Franzose Christian Grollé, sich mit dem Rückwärtslaufen zu beschäftigen. Die spezielle Körpererfahrung bedeutet einen Ausgleich und eine Abwechslung für die Muskulatur, die Gelenke und das Gehirn. Der Bewegungsablauf wird umgedreht, dadurch müssen wir komplett umdenken und unsere rechte Gehirnhälfte wird aktiviert. Auf diese Weise werden deine Sinne geschärft und dein Körpergefühl wird verbessert.
Deine Aufmerksamkeit und deine Konzentration erhöhen sich beim Rückwärtslaufen, gleichzeitig arbeiten beide Gehirnhälften, sodass sich die Gehirndurchblutung verbessert. Neue Verbindungen (Synapsen) entstehen zwischen einzelnen Gehirnzellen, die helfen, degenerative Erkrankungen im Alter wie etwa Alzheimer vorzubeugen.
Auch muskuläre Dysbalancen werden reduziert oder gar vermieden, weil die Muskulatur, die beim normalen Gehen oder Laufen zu kurz kommt und zu wenig aktiviert wird, mehr beansprucht wird beim Rückwärtsbewegen.
Die positiven Auswirkungen des Rückwärtsgehens:
Rückwärtsgehen
- verfeinert die Sinne und die Konzentrationsfähigkeit
- verbessert die Koordination
- kräftigt Beinmuskeln, die weniger beansprucht sind, ebenso die Hüft- und Wirbelsäulenmuskulatur
- stärkt unser Körperbewusstsein und unser Herz
- reduziert Schmerzen im unteren Rückenbereich und verbessert die Haltung
- belastet weniger unsere Knie und schont sie dadurch
- regt den Stoffwechsel und die rechte Gehirnhälfte an
- steigert unsere Energie
- ist lustig zu zweit
Für jedermann und jederfrau
Nicht nur jeder Läufer sollte Rückwärtsbewegungen einmal ausprobieren bzw. regelmäßig durchführen: Ob gehend oder laufend, bereichert diese Bewegungsform physiologisch, psychologisch, sportlich, spirituell und soziologisch sehr!
Üben lässt sich das Rückwärtsgehen am Sichersten auf einem Laufband, weil wir uns an den Handläufen abstützen bzw. festhalten können. Wenn jedoch geradlinige Strecken in freier Natur zur Verfügung stehen, die flach und frei von Hindernissen sind, wirkt das Sein in der Natur zusätzlich auf Körper, Geist und Seele.
Trainingsstart
Beginne ganz langsam, wirklich Schritt für Schritt und mit wenigen Metern. Steigere deine Geschwindigkeit langsam, aber stetig, ebenso die Distanzen, die du zurücklegst. Ab einer gewissen Schnelligkeit, sobald du diese erreicht hast, kannst du tatsächlich probieren, auch rückwärts zu laufen, wenn du das magst. Konzentriere dich dabei jedoch wirklich auf jeden Schritt und unterschätze deine eigene Geschwindigkeit nicht.
Dein Gehirn und dein Körper brauchen Zeit, um sich an die neuen Bewegungs- und Denkabläufe zu gewöhnen. Wir brauchen zu Beginn mehr Aufmerksamkeit und Konzentration, wodurch unser Körper und unser Geist rascher ermüden. Versuche auch, möglichst aufrecht zu gehen bzw. zu laufen. Trainiere am besten so, dass du abwechselnd vorwärts und rückwärts gehst oder läufst. Wenn du die Übung mit Freunden machst, könnt ihr abwechselnd rückwärtsgehen/-laufen und jeweils der andere kann dabei den Weg beschreiben, damit man sicher weiterkommt.
Selbst wenn du nur mit ein paar Metern anfängst, wirst du dies am Abend spüren. Steigere dich daher langsam und baue das Rückwärtsgehen regelmäßig in deinen Trainingsplan beim Gehen oder Laufen ein. Viel Spaß dabei!
Du kannst uns gerne über deine Erfahrungen mit dem Rückwärtsgehen. Schreib einen Kommentar – wir freuen uns darauf!
von Elisabeth Ornauer
Der farbenprächtige Herbst neigt sich dem Ende zu, doch auch der Winter ist eine wundervolle (Jahres-)Zeit! Es gibt so viel zu sehen, zu entdecken, zu spielen. Überall duftet es, nach Weihnachten, nach dem ersten Schnee, überall erwarten uns Überraschungen, wir dürfen nehmen und austeilen und uns verschenken.
Wenn die Sonne mild und weich über die Hügel strahlt und Raureif oder Schnee glitzern und funkeln lässt, wenn im Wald zwischen den Zweigen Lichter aufblitzen und es in den Dörfern und Städten nach eingeheizten Kaminen und auf den Märkten nach Zimt und gebrannten Nüssen duftet, ja, dann ist der Winter da und heißt uns willkommen. Er lädt uns ein, sich wieder wie ein Kind zu freuen, auf verschneiten Wiesen Spuren zu ziehen, mit dem Schlitten einen Hang hinunter zu sausen, mit einem Sackerl Aschanti (Erdnüssen) durch die Wälder zu streifen.
Das Kind in mir ist auf der Suche nach Geborgenheit und Halt. Wir können uns all das selbst geben, wir können uns und unser Leben selbst umarmen und uns bestärken, aufmuntern mit Worten: Ja, du kannst das, du bist Spitzenklasse! Lass deiner Kreativität freien Lauf, spiele wie ein Kind, lass das, was in dir vertrocknet zu sein scheint, wieder fließen und sprudeln.
Indem wir an all das denken, was uns als Kind bereits Freude gemacht hat, und indem wir all das machen, was wir bereits als Kind gerne gemacht haben, zapfen wir diesen Quell der Lebensfreude an. Wir sind uns selbst Mutter und Vater, und zwar ganz genauso, wie wir uns das immer vorgestellt haben, denn nur wir selbst können uns das geben, was wir uns tief innen drin wünschen, immer gewünscht haben.
Ich zünde zu Hause Kerzen an und schaue lange in die Flammen. Ich ziehe auf einem zugefrorenen Teich Kreise und viele andere schöne Muster mit meinen Schlittschuhen. Ich knacke Nüsse, lege sie im Park auf meine Hand und staune, wie zart die kleinen Vögel auf ihr landen und die Nüsse vorsichtig mit ihrem Schnabel aufpicken. Ich backe verschiedene Kekse, verstaue sie in einer Keksdose und kann es kaum erwarten, sie zu probieren. Ich bastle Schneesterne und Weihnachtssterne und klebe sie ans Fenster. Ich lasse die ersten Schneeflocken auf meiner Zunge zergehen und freue mich. Ich werfe mich in den frisch gefallenen Schnee, breite meine Arme aus und mache Schneeengel. Freude pur!
Ich umarme das Leben. Liebe-voll. Voll das Leben.
Du hast irgendetwas in deiner Kindheit entbehren müssen, nicht gehabt, bist nicht dazugekommen oder es wurde dir nicht erlaubt? Tu es JETZT, gönne du es dir jetzt! Es ist nie zu spät, eine glückliche Kindheit zu haben. Und jetzt ist es dir möglich, all das ganz bewusst wahrzunehmen und in deine Kindheit, in dein Leben zu integrieren.
Das macht dein Leben voll, reich. Es fühlt sich wunderbar an, diese Fülle zu spüren. Schreibe auf, was dir gut tut und was du gerne machst, schreibe auf, was dir Freude gemacht hat, was du dabei empfunden hast, und freue dich daran – nicht nur den ganzen Winter lang.
von Karin Weigl
Selbstverwirklichung
Der Weg der kleinen Schritte
Selbstverwirklichung ist ein vielzitiertes und vielstrapaziertes Schlagwort. Hunderte Seminare werden zu
diesem Thema angeboten und noch mehr Bücher darüber geschrieben. Doch nicht immer ist ganz klar, was wirklich dahinter steht. Wie würden denn Sie Selbstverwirklichung erklären? Was bedeutet Selbstverwirklichung für Sie persönlich?
Viele Menschen setzen Selbstverwirklichung gleich mit Karriere, manche verstehen darunter, dass sie einen ganz eigenen ausgefallenen Weg gehen – meist in künstlerischen Bereichen. Oft wird man belächelt, wenn man sich
selbstverwirklicht, obwohl bei so vielen von uns dieser Wunsch vorhanden ist. Wenn man das Wort in seinen Einzelteilen betrachtet, dann hat es mit dem eigenen Selbst und der Wirklichkeit zu tun. Geht es also bei Selbstverwirklichung darum, das eigene Selbst in der Wirklichkeit zu leben? Das bringt uns zur nächsten Frage: was ist denn mein Selbst? Wie erkenne ich mein Selbst?
Unser Selbst ist die leise Stimme in uns, auf die die meisten viel zu selten hören. Diese Stimme ist das unangenehme Bauchgefühl bei Entscheidungen, die wir treffen und von denen wir vorher schon wissen, dass sie nicht die richtigen sind. Es ist die innere Ruhe, die wir spüren, wenn wir am richtigen Weg oder am richtigen Ort mit den richtigen Menschen sind oder die Momente, wo uns etwas tief berührt. Aber es ist das Gefühl des Widerwillens, wenn wir etwas tun, was wir nicht tun möchten. Jeder von uns kennt solche Situationen und viele von uns kennen Situationen, wo wir unser Selbst „vergewaltigen“, es zu etwas zwingen, was wir gar nicht tun wollen. Die Beweggründe dazu können vielfältig sein.
Als Kinder waren wir sehr nahe an unserem Selbst. Im Laufe der Jahre, in denen wir mit dem Erwachsenwerden beschäftigt waren, haben wir uns davon wegentwickelt, denn das Selbst will manchmal Dinge, die rational vielleicht nicht erklärbar sind oder rational vielleicht nicht sinnvoll erscheinen. Darum gilt es zuerst einmal die Frage zu klären, was mein Selbst denn will? Welche Bedürfnisse hat mein Selbst ganz tief drinnen und welche dieser Bedürfnisse erfülle ich und welche erfülle ich nicht? Und aus welchen Gründen erfülle ich sie nicht?
Entscheidungen aus Vernunftgründen sind nicht immer die richtigen
In unserer Kultur lernen wir, dass wir vernünftig sein sollen, dass wir uns anpassen müssen – wir verlernen auf unsere eigene innere Stimme zu hören und treffen Entscheidungen viel zu oft aus einer Vernunft heraus. Wir geben uns mit Kompromissen zufrieden, mit denen wir uns nicht zufrieden geben müssten – wir haben einfach zu oft gesagt bekommen, bescheiden zu sein oder uns nicht so wichtig zu nehmen. Unserem Selbst tut das alles weh und diesen Schmerz, den stecken wir gut weg.
Oft merken wir ihn gar nicht mehr. Manchmal werden wir dann damit konfrontiert, wenn in unserem Umfeld etwas passiert, was uns berührt oder uns zum Nachdenken anregt. Solche Veränderungen im Freundes- oder Familienkreis – wie die Trennung oder ein Jobwechsel – können oft so etwas wie einen Domino-Effekt hervorrufen. Das passiert vor allem dann, wenn eine solche Veränderung im System etwas bei einer Person auslöst und triggert: wenn hier ein Wunsch des Selbst „erwischt“ wird, weil vielleicht in diesem Bereich schon länger etwas nicht in Ordnung ist.
Selbstverwirklichung heißt also auf die eigene innere Stimme im jetzt zu hören und mit dem Impuls, der dann da ist, etwas zu machen und das, was die innere Stimme sagt, in die Wirklichkeit umzusetzen. Und das müssen nicht unbedingt große Veränderungen sein. Es geht darum immer wieder nachzuspüren, was das Selbst denn möchte und braucht. Darauf nicht zu vergessen und es immer besser spüren zu können, das bedarf Übung.
Solche Impulse könnten zum Beispiel sein, sich mehr Zeit für sich selbst zu gönnen, wieder einmal etwas „Verrücktes“ zu machen oder seiner Kreativität mehr Raum geben, zu malen, zu singen oder zu kochen. Oder vielleicht ganz etwas anderes, etwas, bei dem der innere Impuls da ist, es zu tun. Das klingt jetzt einfach, werden Sie sagen, aber ganz so einfach ist das oft nicht. Denn die meisten von uns hören auf den inneren Schweinehund, eine Instanz, die genau solche Impulse sabotiert und sie einen nicht umsetzen lässt, weil es immer gerade einen guten Grund gibt es nicht zu tun…
Kleine Schritte bringen einen schneller vorwärts
Selbstverwirklichung hat also zuerst einmal mit der Umsetzung der kleinen Bedürfnisse im Leben zu tun. Oft glauben wir, dass nur die großen Schritte etwas zählen und uns weiterbringen. Was jedoch klein oder groß ist, liegt immer im Auge des Betrachters. Für den einen ist ein Jobwechsel eine kleinere Sache, für den anderen ist ein Jobwechsel eine unvorstellbar große Herausforderung. Für den einen ist regelmäßiger Sport eine Kleinigkeit, für den anderen eine Herausforderung, selbst wenn er es gerne tun möchte.
Unser Selbst hervorzubringen, liegt in unserer eigenen Hand. Und auch die Geschwindigkeit und die Qualität, in der wir es tun wollen, ist unsere eigene individuelle. Hier gibt es keinen Maßstab, an dem wir uns messen müssen. Es ist wichtig zu erkennen, dass das, was wir tun, was wir bei uns verändern, dass wir das für uns selbst tun und für niemand anderen. Vielleicht kommt es vor, dass jemand anderer etwas dagegen hat, dass wir auf unsere Selbst hören und das tun, was uns die innere Stimme gerade sagt.
Manchmal haben unsere Mitmenschen Angst, wenn sie sehen, dass sich etwas verändert, dass man sich selbst verändert oder der andere vielleicht auch gerne etwas für sich tun möchte, es sich aber nicht zugesteht. Hier hilft ein achtsamer Umgang mit dem anderen und Verständnis und ein klares Aussprechen dessen, was und warum das jetzt gerade für einen so wichtig ist. Manchmal kann es aber auch sein, dass ein innerer Impuls auch Angst macht.
Im Rahmen eines Selbsterfahrungsseminars habe ich gelernt, dass unsere Angst vor etwas manchmal auch verschleierte Lust auf etwas ist. Die Angst kommt dann daher, dass das Neue nicht einschätzbar und unbekannt ist. Angst vor Veränderung kann also zum Beispiel auch ganz tiefe innere Lust darauf sein, zu der wir nur schwer Zugang haben. Angst vor Bungee-Jumpen kann also auch bedeuten, dass ganz tief in uns drinnen ein Impuls ist, der gerne mal ein bisschen mutiger wäre oder sich auch gerne mal auf eine Grenzerfahrung einlassen möchte, aber eben Angst hat.
Ich habe aber auch schon erlebt, dass eine Klientin Angst davor hatte, eine neue Wohnung zu kaufen, obwohl sie in der alten Wohnung gar nicht mehr glücklich war: Angst davor, sich festlegen zu müssen, obwohl das genau das war, was sie bei ihrem Partner vermisst hatte und sich zutiefst gewünscht hatte…
Der Weg zur Selbstverwirklichung beginnt also mit vielen kleinen Schritten, mit Spüren, was einem gut tut, zu welchen Orten es einen hinzieht oder mit welchen Menschen man zusammen sein oder auch nicht zusammen sein möchte. Ein Schritt nach dem anderen. Im eigenen Tempo.
Was wird Ihr nächster Schritt sein?