Erntedank, Allerheiligen, Reformationstag, Halloween, Thanksgiving sind nur einige bekannte christliche Feier- und weltliche Festtage im Herbst.
Thanksgiving entstand, als 1621 die Pilgerväter die neuenglische Kolonie Plymouth (Massachusetts) gründeten. Damals überlebte knapp die Hälfte der 102 Auswanderer, die an Bord der Mayflower gewesen waren, den harten Winter nicht und auch die restlichen Siedler wären wohl verhungert, hätten ihnen die dort wohnenden Indianer vom Stamm der Wampanoag nicht gezeigt, wie man Mais anbaut. Im darauffolgenden Jahr feierte die neue und alte Welt als Zeichen des Dankes gemeinsam – und das gleich drei Tage lang. Es kamen so die christliche Tradition des Erntedankes mit dem Brauch des indianischen Jahreslaufs zusammen und begründeten somit Thanksgiving.
Abraham Lincoln erklärte das Erntedankfest im Jahr 1863 zum nationalen Feiertag, und unter Präsident Franklin D. Roosevelt wurde schließlich festgelegt, Thanksgiving immer am vierten Donnerstag im November zu feiern.
Die Kanadier hingegen feiern ihr Thanksgiving am zweiten Montag im Oktober und führen ihre Tradition auf die Messe zurück, die der englische Entdecker Martin Forbisher feiern ließ, als er 1578 in der Bucht gesund und munter ankam, die später nach ihm benannt wurde: Forbisher Bay in Baffin Island.
Ob 1621 bei der Feier der Pilgerväter und der Indianer auch schon der Putenbraten aufgetischt wurde, ist nicht historisch belegt. Sicher ist jedoch, dass der Name dieses Vogels einige Verwirrung ob seiner Herkunft geschaffen hat – und das nicht nur in der englischen Sprache.
Erstmals auf den Truthahn aufmerksam wurden angeblich die Jesuiten, die ihn um 1550 von Amerika nach Europa brachten. Im Norden Amerikas war er eine beliebte Jagdbeute, im Süden Amerikas wurde er von den indianischen Maisbauern gezüchtet.
Dabei wurde der Vogel, der dem Perlhuhn (guineafowl) ähnlich sieht, das über die Türkei seinen Weg nach Europa fand, im Englischen zunächst turkey fowl, dann nur noch turkey genannt. Auch der wissenschaftliche Name zeigt die Verwirrung: meleagris ist der griechische Ausdruck für Perlhuhn.
Im Französischen hieß der Truthahn zunächst poule d’Inde, wörtlich übersetzt „Huhn aus Indien“, heute nur noch dinde. Diese geografische Verwechslung geht auf die Zeit zurück, als Columbus 1492 – anstatt wie zunächst geplant in Indien und Südostasien (East Indies) – in der Karibik landetet und diese Inselgruppe entsprechend West Indies benannte.
Und im Deutschen? In unserer Sprache ist die Herkunft des Wortes nicht ganz geklärt. Es gibt zwei unterschiedliche Theorien: zum einen wird in Anbetracht der typischen Drohgebärden des Vogels ein Ursprung im Mittelniederdeutschen droten (drohen) vermutet, das u.a. auch mit altenglisch drutian (vor Zorn oder Stolz anschwellen) verwandt ist. Zum anderen führt man Trut- auf einen gleichlautenden Ruf zurück, dessen man sich früher zum Anlocken des Vogels bedient haben soll.
Die Wiener nannten den Truthahn Pockerl oder auch Schustervogel, weil ihn die Schustermeister ihren Gesellen zum Lichterbratensonntag auftischten, jenem Tag im Herbst, an dem zum ersten Mal bei künstlichem Licht zu arbeiten war.
Und dann gibt es noch den englischen Begriff cold turkey – aber das ist eine andere Geschichte…